Halali
Ein musikalisch-literarischer Streifschuss
"Wann i geh auf die Pirsch,
zittern d`Reh, zittern d`Hirsch,
denn sie fürchten mein Blei,
i schiaß selten, ja selten vorbei.
Wann i geh mit mein Hund,
woaß i gwiß, daß woas kummt,
is a Fuchs, is a Has, i schiaß alleweil,
alleweil was."
(Kärntner Volkslied)
Das Projekttheater Vorarlberg geht auf die Jagd: Singend, lesend und vom Akkordeonisten Otto Lechner musikalisch begleitet, pirschen sich Maria Hofstätter und Martina Spitzer mit einem Augenzwinkern und dem Finger stets am Abzug an die Jäger, Jagd und Jagdgesellschaft literarisch-musikalisch heran.
Die ausgewählten Texte stammen vorwiegend von dem Schweizer Autor Leo Tuor, sowie dem spanischen Philosophen Ortega y Gasset – beides Jäger mit gehörigem Scharf- und Weitblick. Schönheit und Tod des Tieres, Ängste und Leidenschaften des Jägers, Trophäenkult und Hubertusmessen, Jagdbürokratie und Wildererdramen, um diese Themen kreist der vergnügliche und tiefsinnige Abend. Waidmannsheil!
"Otto Lechner, Maria Hofstätter , Martina Spitzer: für sie lohnt sich die Fahrt bis zum Ende eines Tales."
(Vorarlberger Nachrichten, 2012)
Halali
Ein musikalisch-literarischer Streifschuss
Die Jagdgesellschaft der Tierfreunde
Christa Dietrich
Vorarlberger Nachrichten
Die Jagdleidenschaft der Tierfreunde
von Christa Dietrich
Beim Walserherbst ist vieles und deshalb ist das Festival auch so anziehend.
Buchboden. Die kurven scheinen kein Ende zu nehmen und Auskunft darüber, ob man den überhaupt auf der richtigen Straße sei, geben passanten nicht auf plausible Art. Endlich angekommen, pflichtet man aber trotzdem Dietmar Nigsch, dem Projekttheatermacher und engagierten Kulturveranstalter bei, der da meinte, dass man - will man den Weg gewiesen haben - Ortsbezeichnungen in seiner Heimat, dem Großen Walsertal, eben im Dialekt aussprechen möge. Für Buchboden und das Zelt-Teehaus, in dem einige Veranstaltungen des Festivals Walserherbst stattfinden, hat sich jedenfalls auch jede noch so im Nebel liegende Kehre gelohnt. Brechend voll ist das Haus beim Auftritt von Maria Hofstätter, Martina Spitzer und Otto Lechner.
Das „Halali“, zu dem die beiden Schauspielerinnen und der Musiker luden, ist verlockend und selbstverständlich genießt Maria Hofstätter, die Hauptdarstellerin im gerade beim Festival in Venedig groß ausgezeichneten Seidl-Film , „Paradies:Glaube“ auch besondere Attraktivität. (Über ihre Gelassenheit bezüglich einer Anzeige wegen angeblicher Blasphemie hat sich die Schauspielerin jüngst in einem VN-Interview bereits ausgiebig geäußert.) Besessenheit, ein Aspekt des Seidl-Films, ist dieses Mal nur am Rande ein Thema. Paradies - Hoffnungen werden auch nur vage angesprochen. man weiß, dass die Jagd auch mit Leidenschaft einhergeht, die sich über das Töten eines Lebewesens hinwegsetzt.
Der Jäger als Gejagter
Texte von Leo Tuor, José Ortega y Gasset oder Roland Girtler wurden mit viel Gespür für Witz und einen moralischen Aspekt, der ohne erhobenen Zeigefinger auskommt, gewählt. Das Mitleiden mit dem Jäger in der Rolle des erbärmlichen Gejagten kommt bei Tuor ohne Zynismus aus und wird von Hofstätter mit entsprechender List vorgetragen. Im Tal, in dem diese Themen nicht fremd sind, dürfte die dramaturgisch gut zugespitzte Textcollage ein Nachdenken ebenso in Gang gesetzt haben wie die reine Freude über lustvolles Formulieren.
Und das Singen selbstverständlich. Otto Lechner, der Zauberer am Akkordeon, der dem Instrument noch wunderbare Töne entlockt, wenn er es nur zart schüttelt, hat Künstlerinnen neben sich, denen die Zweideutigkeit von so manchem Volkslied ebenso geläufig ist wie der Drive, der Solomon Lindas „Mbube“ (besser bekannt als „The Lino Sleeps Tonight“) innewohnt.
Die Jagdleidenschaft der Tierfreunde, also jene, die nicht mit Blattschüssen zu befriedigen ist, sondern mit einer geistvollen Auseinandersetzung mit den Geschöpfen, ist grundsätzlich Thema beim Walserherbst. Der bekannte Fotokünstler Nikolaus Walter zeigt domestizierte Kreaturen im Wandel der Zeit. Eingerahmt in eine Fülle von Aktionen, hat die Gruppe AO& das alte Gasthaus Gemsle in Garsella wiederbelebt und damit Regionalgeschichte erfahrbar gemacht. Dass es nicht nur nebenbei um Ressourcen geht, wird mit der Wiedereröffnung des lutzschwefelbrunnens betont. Das ist nichts für eine abendliche Fahrt ins Tal, aber der Walserherbst dauert ja noch an und wirkt nach.
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