Volkmar Baurecker: Mit 72 Jahren auf dem Segelboot rund um die Welt
Per „Anhalter“ war der Puchenauer vier Jahre lang auf den Meeren unterwegs
Mit 68 stürzte sich Volkmar Baurecker noch einmal in ein Abenteuer: Vier Jahre lang, von August 2008 bis Mai 2012, reiste der Puchenauer um die Welt. Er wählte eine besondere Form: Ohne eigenes Boot segelte er mit Menschen, die er per Internet oder persönlich kennenlernte, von Hafen zu Hafen. Dazwischen arbeitete er häufig als Hilfskraft in der Landwirtschaft. Es war die erste große Reise des vierfachen Vaters: „Der Wunsch, ich will in die Weite, war immer da“, sagt er. „Dann beschloss ich: Wenn nicht jetzt, dann nie!“
OÖN: Herr Baurecker, Sie starteten mit 68 Jahren eine Weltreise. Sind Sie nicht zu alt für solche Experimente?
Baurecker: Man ist so alt, wie man sich fühlt. Und ich habe mich ziemlich tauglich gefühlt.
OÖN: Sie haben die Reise als Segelboot-Stopper absolviert. Wie kamen Sie auf die Idee?
Baurecker: Auslöser war meine Tochter, die in Neuseeland lebt. Ich habe sie nie besucht, weil ich wegen des ökologischen Fußabdrucks nicht gerne fliege. Sie sagte: „Ich weiß, mein Vati wird einmal mit dem Segelboot kommen.“ Meine erste Reaktion: „Die hat einen Vogel.“
OÖN: Die Idee hat Sie aber offenbar doch nicht losgelassen.
Baurecker: Ich war damals öfter im Mittelmeer segeln. Ich wusste, dass es etwas gibt, das heißt „Hand gegen Koje“. Segler geben einem eine Koje gegen Mithilfe. Ich probierte es einmal aus. Irgendwann beschloss ich: So werde ich um die Welt zu meiner Tochter segeln.
OÖN: Wie kamen Sie zu den Seglern?
Baurecker: Das wichtigste Instrument war am Anfang das Internet. So habe ich zum Beispiel Heinz aus Schwaben kennengelernt, mit dem ich später von Mallorca nach Gran Canaria gesegelt bin. Andere Leute habe ich auf dem Hafen angesprochen. Joachim lernte ich durch eine Anzeige kennen, die ich auf die Tür des Hafenkapitäns in Tahiti hing: „Suche Mitfahrgelegenheit!“ Er brauchte dringend jemanden. So bin ich mit ihm drei Wochen nach Fidschi gefahren.
OÖN: Wie oft fuhren Sie mit?
Baurecker: Ich habe 18 Kapitäne verbraucht. Mit 14 bin ich mitgefahren, bei vier Seglern habe ich schon zuvor festgestellt, dass wir nicht zusammenpassen. Aber nur mit einem bin ich nicht als Freund auseinandergegangen.
OÖN: Gab es gefährliche Momente?
Baurecker: Ich hatte nie Angstattacken. Ich wurde einmal bestohlen und einmal hatte ich den Eindruck, ich werde verfolgt. Auf dem Weg nach Singapur ist uns unterwegs der Diesel ausgegangen. Wir sind einen Tag nahe Indonesien herumgetrieben. Das war nicht ungefährlich, weil man hörte, dass sich Fischer immer wieder Segler holen. Wir haben aber dann Segler getroffen, die uns zum nächsten Fischerdorf brachten. Wir hätten nur noch drei bis vier Meilen gehabt.
OÖN: Waren Sie nie einsam?
Baurecker: Ich war viel alleine, aber nie einsam. Ich habe immer wieder wen getroffen, mit dem ich eine gewisse Seelenverwandtschaft hatte.
OÖN: Was hat Sie auf der Reise am meisten fasziniert?
Baurecker: Beim Segeln war es das Nachtwachehalten, den Wolken zuschauen, den Sternen, den Sonnenuntergängen. Tagsüber war die Bewegung des Wassers für mich wie eine Meditation.
OÖN: Wie war es, als Sie nach vier Jahren wieder zurückkamen?
Baurecker: Es war unerwartet, sonderbar. Ich habe mich wie in einem Schwebezustand gefühlt. Wie nach einer heftigen Liebesnacht.
Vom Mühlviertel in die Welt
Volkmar Baurecker reiste im August 2008 vom Mühlviertel aus nach Gran Canaria, wo er vier Monate in einer Finca arbeitete. Er überquerte den Atlantik, fuhr weiter nach Trinidad, Venezuela, Kolumbien und Panama, zu den Galapagos-Inseln und nach Tahiti. In Neuseeland blieb er ein halbes Jahr bei seiner Tochter Sigrid. Danach besuchte er unter anderem Singapur, Thailand, Laos, China, fuhr mit der Eisenbahn von Peking nach Moskau. Das letzte Stück nach Linz legte er auf der Donau zurück.
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