„JEDER TON SOLL SO SCHÖN
WIE MÖGLICH SEIN" –
DUO RITTMANNSBERGER/SOYKA.
Der Akkordeonist WALTHER SOYKA und die Violinistin MARTINA RITTMANNS-BERGER haben vor Kurzem das Album „Zwirn" (Non Food Factory) veröffentlicht, auf dem sie sich gleichsam musikethnologisch auf die Spuren der Wiener Volksmusik begeben und erzählen über die Brüder Schrammel, die Geschichte des Wienerliedes und den ersten Pop-Star der Musikgeschichte. Walther Soyka: Die Brüder Schrammel haben den Anspruch gehabt, dass ihre Musik gut klingen soll und perfekt arrangiert sein soll, und sie haben diese beiden Stränge vermischt. Und das ist die Schrammel-Musik, wie man sie kennt. Was die Schrammeln daraus gemacht haben, gründet auf diesen Wurzeln, aber die Wurzeln sind nicht erkennbar. Martina Rittmannsberger: Die Musik, die wir spielen, ist keine Musik, die sich nach außen produzieren will. Für mich ist das eine kleine, feine Musik, da geht es um Feinheiten. Ich mag es sehr gerne, an diesen Feinheiten zu arbeiten.
https://www.youtube.com/watch?v=BLFv_jYrHlE
„JEDER TON SOLL SO SCHÖN WIE MÖGLICH SEIN" –
DUO RITTMANNSBERGER/SOYKA.
Der Akkordeonist WALTHER SOYKA und die Violinistin MARTINA RITTMANNSBERGER haben vor Kurzem das Album „Zwirn" (Non Food Factory) veröffentlicht, auf dem sie sich gleichsam musikethnologisch auf die Spuren der Wiener Volksmusik begeben und erzählen über die Brüder Schrammel, die Geschichte des Wienerliedes und den ersten Pop-Star der Musikgeschichte.
Soyka Rittmannberger (c) Schrammelklang Litschau
Walther Soyka: Es gibt im Rahmen der Wiener Volksmusik mehrere Handlungsstränge: Da ist während des Wiener Kongresses auch etliches aus dem europäischen Ausland nach Wien gekommen. Da gab es die Anforderung, Tanzmusik zu schreiben, da haben sich die Wiener Walzer entwickelt. Die ältere Ländler-Kultur ist von der neuen Walzer-Kultur verdrängt worden. Man sagt von Johann Strauss Sohn, dass er der erste Pop-Star der Musikgeschichte war. Das war für die Älteren, die eine Tradition weitergeführt haben, ein ziemlich grober Einschnitt.
Welche Rolle haben Musiker wie die Brüder Schrammel gespielt?
Walther Soyka: Die Brüder Schrammel haben den Anspruch gehabt, dass ihre Musik gut klingen soll und perfekt arrangiert sein soll, und sie haben diese beiden Stränge vermischt. Und das ist die Schrammel-Musik, wie man sie kennt. Was die Schrammeln daraus gemacht haben, gründet auf diesen Wurzeln, aber die Wurzeln sind nicht erkennbar.
Auf welche Zeit, auf welches Wien referenziert Ihr Album „Zwirn"?
Martina Rittmannsberger: Auf das Wien des 19. Jahrhunderts. Es war sehr interessant, dass wir uns nicht nur mit den Stücken, sondern auch mit den Komponisten beschäftigt haben – und mit der Zeit an sich. Wir haben viele Bücher über die Zeit gelesen und haben uns mit den sozialen, politischen und kulturellen Bedingungen beschäftigt. Daraus haben wir sogenannte Gesprächskonzerte entwickelt. Dabei erzählen wir zwischen den Stücken über diese Zeit und die Entwicklungen, etwa beginnend mit dem Wiener Kongress. Das betten wir in die Musik ein.
„Die Musik, die wir spielen, ist keine Musik, die sich nach außen produzieren will."
Wie lange dauert so ein Gesprächskonzert?
Martina Rittmannsberger: Das letzte hat drei Stunden gedauert und danach wollte das Publikum noch zwei Zugaben. Wir machen das sehr gerne, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Das 19. Jahrhundert ist sehr interessant, wenn man sich die Entwicklungen und Erfindungen ansieht.
Wie würden Sie Ihre Musik auf der neuen CD „Zwirn" beschreiben?
Martina Rittmannsberger: Die Musik, die wir spielen, ist keine Musik, die sich nach außen produzieren will. Für mich ist das eine kleine, feine Musik, da geht es um Feinheiten. Ich mag es sehr gerne, an diesen Feinheiten zu arbeiten.
Die „Sieben Linzer Tänze" auf der CD gehen auf Rudolf Staller zurück, der auch die Brüder Schrammel beeinflusst hat.
Walther Soyka: Das hat er bestimmt. Neu an dem Buch „Weana Tanz" ist, dass die Wiener Musik nicht – wie man vor zehn Jahren noch geglaubt hat – aus Linz gekommen ist, mit den Flößern und Linzer Geigern. Man hat herausgefunden, dass alles, was „Linzer Tänze" genannt wurde, tatsächlich in Wien entstand. Die Wiener waren sensationsverrückt, sind kollektiv in Räusche verfallen und haben plötzlich Linzer Mädeln, Linzer Augen, Torten und Tänze geliebt. Deshalb gibt es etliche Linzer Tänze, einer der Komponisten war Rudolf Staller, der mit seinem Bruder Josef Staller in Wirtshäusern gespielt hat.
Wissen Sie, wie die Stücke damals gespielt wurden?
Walther Soyka: Nein, das wissen wir nicht. Wir müssen uns auf die Aufzeichnungen verlassen. Es gibt von diesen Stücken aus dem 19. Jahrhundert logischerweise keine Aufnahmen.
Von später auch nicht?
Walther Soyka: Von später schon, da gibt es ein paar Aufnahmen, dem Buch „Weana Tanz" liegt auch eine CD bei. Die wesentliche Forscherin auf diesem Gebiet ist Barbara Konrad, mit der ich einige Jahre lang zusammengearbeitet habe. Sie hat Aufnahmen gemacht und die Spielpraxis erforscht und da kann man hören, wie es wahrscheinlich mit zwei Geigen und Kontrabass geklungen hat. Was wir hier machen, ist ja eine totale Fälschung, weil es damals noch keine Ziehharmonika gab.
Martina Rittmannsberger: Und weil es keine genauen Vortragsvorschriften gibt, haben wir das Glück und die Freiheit, dass wir so spielen können und die Musik so entwickeln können, wie sie einfach wird.
Gibt es weitere alte Aufnahmen dieser Musik?
Walther Soyka: Es gibt schon Schellack-Aufnahmen aus dem frühen 20. Jahrhundert und diese Musiker waren zum Teil sicher bekannt mit den Brüdern Schrammel. Da kann man heraushören, wie die Musik zu verstehen ist. Die Musiker, die die Aufnahmen in den 1960er- und 1970er-Jahren gemacht haben, waren nicht mehr so gut informiert, da gab es nur die Noten, und so hört sich das auch an. Und das war zum Beispiel für Roland Neuwirth ein Grund, warum er selbst ein Schrammel-Quartett machen wollte, weil er diese Aufnahmen nicht ausgehalten hat. Ihn haben nur die Schellack-Aufnahmen interessiert.
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